Aktuelles von der Liebeskummer-Beratung Heidelberg

Ich bin sehr erfreut hier ein Zeitungsartikel der Rheinpfalz am Sonntag zu

zeigen, der auch über die Liebeskummer-Beratung Heidelberg berichtet und die Inhalte, Ziele und Besonderheiten der Liebeskummer-Beratung ausführlich darstellt.

 

 

Artikel in der „Rheinpfalz am Sonntag“ erschienen am 27.01.2013

Samstag, 26. Januar 2013, 19:51 Uhr

 

 

Trostpflaster fürs Herz

Liebeskummer-Beratungen für Erwachsene boomen vor allem in den Großstädten. Hilfe bei Herzschmerz gibt es inzwischen aber auch in der Region.

 

 
   

Die Angebote werden meist von Frauen genutzt. Sie suchen Hilfe, um ihr angekratztes Selbstwertgefühl aufzupolieren. Oder brauchen ganz praktische Tipps, wie man die neu gewonnene Freizeit als Single sinnvoll gestalten kann - ohne ständig an den Verflossenen denken zu müssen.
 

Vor allem in Großstädten wie Hamburg oder Berlin boomen Angebote, die Heilung für temporär gebrochene Herzen versprechen. Was wohl ganz schlicht damit zusammenhängt, dass zurzeit in Deutschland auf zwei Eheschließungen eine Scheidung kommt - und damit der potenzielle Kundenkreis der Beratungs- und Therapieangebote für Verlassene stetig wächst.

Zudem schlagen sich bei den Expertinnen für die Trennung im Unguten gesellschaftliche Auflösungserscheinungen nieder: ”Die sozialen Netzwerke sind nicht mehr so dicht geknüpft”, sagt Petra C. Müller, Diplom-Psychologin und Liebeskummer-Beraterin aus Heidelberg. Gemeint sind natürlich die real existierenden Verbindungen zwischen Heinz und Jutta oder Jürgen und Aishe - und nicht die virtuellen, in denen man seinen Beziehungsstatus zwischen Vorsuppe und Hauptgang mit einem Mausklick ganz nonchalant ändern kann. Deren gravierender Nachteil: Im Krisenfall ist keine beste Freundin oder kein bester Freund direkt zur Hand - also der klassische Ansprechpartner für Menschen mit Herzeleid.

Seit zwei Jahren bewirbt Müller ihre psychotherapeutische Praxis in Heidelberg auch mit dem Label ”Liebeskummer-Beratung”. Und wenn man Müller nach ihrem Kundenkreis fragt, muss man sich, zähneknirschend, erst einmal Männer-und-Frauen-Basisklischees bestätigen lassen: ”Vor allem Frauen” suchen die Beratung in der Krise, die meisten von ihrem Gatten oder Freund verlassen. ”Männer suchen sich sehr viel schneller einen neuen Partner”, beobachtet die Römerbergerin Ableiter, die ebenfalls vor allem eine weibliche Klientel betreut.

Wobei der Eindruck der Korrektur bedarf - weil er durch eine Vorauswahl bestimmt wird: Liebeskummerberaterinnen bekommen logischerweise nur jene Trennungsopfer zu sehen, die eine Liebeskummerberatung aufsuchen. Zum Vergleich: Bis zu 40 Prozent der rund 250.000 überwiegend männlichen Wohnsitzlosen in Deutschland sollen nach Schätzungen wegen Trennung oder Scheidung ihr Zuhause verloren haben. Und oft spielt dabei wohl eine ungute Form männlicher Konfliktbewältigung eine Rolle: ”Männer kompensieren Liebeskummer anders”, sagt Müller, ”oft mit Alkohol.”

Die, die bei Ableiter oder Müller auftauchen, sehen sich manchmal vor den Trümmern ihrer Existenz - zerstört die Trennung vom Partner doch gelegentlich die gesamte Lebensplanung der Betroffenen. Was nach dem ersten Schock passiert, gießt die Mannheimer Psychotherapeutin Doris Wolf in einem Ratgeberbuch (”Wenn der Partner geht”, Pal-Verlag) in ein Vier-Phasen-Modell - den fünf Stufen beim Umgang mit einer tödlichen Krankheit (Verdrängung, Wut, Verhandlung, Depression, Akzeptanz) nicht unähnlich.

Auf das ”Nicht-Wahrhaben-Wollen” folgt laut Wolf das ”Aufbrechen der Gefühle” wie Verzweiflung, Angst und Wut. Besteht die dritte Phase in einer ”Neuorientierung” - inklusive des Lösens von dem oder der Verflossenen - soll abschließend das Erarbeiten eines neuen Lebenskonzeptes folgen.

Klingt natürlich wesentlich einfacher, als es ist. Zumal nach Beobachtung von Müller und Ableiter Menschen mit schwach ausgeprägtem Selbstwertgefühl besonders stark unter Trennung und Liebeskummer leiden - oder, allgemeiner, leichter in Lebenskrisen geraten. Wohl deshalb beutelt einen der Herzschmerz in jungen Jahren stärker als im Erwachsenenalter: Wer sich seiner selbst noch unsicher ist, den stellt eine Ablehnung durch das geliebte Objekt ganz existenziell in Frage. Kann durchaus komisch enden, mit Frostbeulen am Hintern und einer diffusen, aber stabilen, Abneigung gegen Frauen mit dem Vornamen Angela. Kann aber auch ernste Folgen haben: ”Es gibt pro Jahr 9000 vollzogene Suizide”, sagt Müller, ”ich will nicht wissen, wie viele davon auf Liebeskummer zurückzuführen sind.”

Wichtig ist laut Müller, zu Beginn der Liebeskummer-Beratung ”den Gefühlen erst mal Raum” zu lassen - und daneben schon früh praktische Tipps zur Alltagsbewältigung zu geben. So laute eine der Basisfragen: ”Wie kann ich den Sonntag strukturieren?” - möglichst ohne ständig über die gerade zerbrochene Beziehung nachzudenken. Ableiter rät ebenfalls zu ganz praktischen Hilfen bei der Krisenbewältigung: ”Gönn dir, was dir guttut”, könnte demnach ein Trostpflaster für wunde Herzen darstellen.

Daneben gilt es, das Selbstbewusstsein der Verlassenen und Betrogenen aufzubauen - und die Erwartungshaltung an Partnerschaften zu hinterfragen. Denn erst durch die Trennung wird vielen bewusst, in welcher Abhängigkeit von ihrem Partner sie gelebt haben. Womit das Auseinandergehen - er ist weg, die Tassen hoch! - eigentlich Anstöße zu einem neuen Selbstbild geben könnte. Aber da weiß Müller um die Grenzen ihres Tuns: ”Persönlichkeitsstrukturen ändern Sie nicht”, sagt die Heidelberger Psychotherapeutin.

Schon deshalb nicht, weil die ihre Ursachen meist in Kindheit und Jugend haben - und da ist ein Blick zurück ganz aufschlussreich: ”Liebeskummer ist das Thema Nummer Eins”, sagt Ursula Joa, die Leiterin des Kinder- und Jugendtelefons (”Die Nummer gegen Kummer”) beim Kinderschutzbund Neustadt/Bad Dürkheim. Viele der jungen Anrufer wollen von den ehrenamtlichen Mitarbeitern am anderen Ende der Leitungen ganz pragmatische Ratschläge - oder schlicht eine Gelegenheit, Dampf abzulassen. ”Wir sprechen die Wut an - und sagen, dass das zulässig ist”, sagt Joa. Außerdem fordert die Neustadterin ihre jugendlichen Klienten oft auf, ”zu sagen, was an der Beziehung schön war - dann haben sie noch mal ein gutes Gefühl.”

Sind die schlechten Gefühle aus dem System gelöscht und hat man sich die eigenen Fehler bei der Beziehung verdeutlicht, dann folgt laut Müller ”der große Block der Perspektivenfindung”. Und an deren Ende steht, folgt man Doris Wolf, wohl dasselbe Paradoxon, das auch die Kreditvergabe auf der Bank prägt: Man kriegt vor allem dann ganz problemlos Geld, wenn man es eigentlich gar nicht braucht. Umgelegt auf das Thema ”Zweisamkeit” und in Wolfs Worten: ”Eine Partnerschaft kann nur erfolgreich sein, wenn sie nicht unbedingt ,notwendig‘ für den Einzelnen ist.”

Zwischen sechs und acht Gesprächsstunden nehmen Müllers Klientinnen in Anspruch, bis sie beim Thema Liebeskummer aus dem Gröbsten raus sind. Und vielleicht hilft nach der Beratung auch das Vergessen, über die gescheiterte Liebe wegzukommen. ”Vergessen würde ich nicht sagen”, sagt Ableiter, ”aber die Zeit heilt wirklich viele Wunden.”

Die Finger von Blondinen zu lassen, hilft im Übrigen auch. Man kann den Dunkelhaarigen der Welt an dieser Stelle gar nicht genug danken.

Von Daniel Krauser